canAPOn History - Indien

Cannabis hat eine mehrere tausend Jahre alte Geschichte als Heilmittel und zählt somit zu den ältesten Kulturpflanzen der Erde. Von China aus scheint es um 1400 v. Chr. nach Indien gelangt zu sein. Neben den medizinischen Anwendungsgebieten wurde es hier vor allem wegen der rauscherzeugenden Wirkung seiner Inhaltsstoffe geschätzt. Die psychoaktive Wirkung spielte bei bestimmten kultischen Handlungen eine wichtige Rolle.

In den „Veden“ (Sanskrit: Wissen, Heiliges Gesetz; zunächst mündlich überlieferte, später aufgeschriebene Sammlung religiöser Texte im Hinduismus) wird Cannabis als heilige Rauschdroge beschrieben, die von den Göttern erschaffen sei. Eine der „Veden“, der „Atharvaveda“ (eine der heiligen Textsammlungen des Hinduismus, ca. 1400 v. Chr.; „Atharvaveda“ bedeutet im Sanskrit „Feuerpriester“) erwähnt Cannabis (Bhang, traditionelle Hanfzubereitung) als eine der fünf heiligen Pflanzen.

In dem Skriptum werden rituelle Handlungen im Zusammenhang mit dem Gebrauch von Cannabis geschildert – beispielsweise wird beschrieben, dass man sich vor Feinden schützen und böse Kräfte besiegen kann, indem man Äste der Cannabispflanze ins Feuer wirft. Des Weiteren wird Cannabis als Arznei- und Rauschmittel bei magischen, religiösen und sozialen Bräuchen erwähnt. Die heilige Droge helfe auch beim Meditieren und löse Angst und Stress auf.

Freilich nutzten die Hindus Cannabis nicht nur als Rauschmittel, sondern auch als Arzneimittel gegen diverse Krankheiten. So wurde Cannabis bei Lepra, Durchfall und Fieber eingesetzt, weiter als Beruhigungs-, Schlaf- und Betäubungsmittel, ferner als Schmerz- und Hustenmittel sowie gegen Epilepsie.

Der indische Arzt Sushruta (6. Jahrhundert v. Chr.) empfahl in seinem Buch „Sushruta Samhita“ Cannabis zur Anregung des Appetits, zur Förderung der Verdauung, ferner als Analgetikum, Aphrodisiakum sowie generell als elixir vitae (Lebenselixier).

Auch im „Rajavallabha“, einem ayurvedischen Text aus dem 17. Jahrhundert, wird Cannabis als elixir vitae gelobt, das Energie spende, die geistigen Kräfte aktiviere, zu Lebensfreude verhelfe sowie Angst bekämpfe. Weiter zeige Cannabis ausgezeichnete Erfolge bei Krämpfen, Kopfschmerzen, Neuralgien, Hysterie, Tetanus, Fieber, ferner bei Gonorrhoe, Diabetes, Asthma, Bronchitis, Tuberkulose, Dyspepsie, Impotenz und Zahnschmerzen. Bei kleineren Operationen könne Cannabis als Schmerz- und Betäubungsmittel angewendet werden. Auch als Diuretikum, Digestivum, Aphrodisiakum und als Prophylaktikum gegen Malaria zeige Cannabis Erfolge.

Eine bekannte ayurvedische Zubereitung ist bspw. Jatiphaladi churna: die Mischung besteht neben Cannabis aus Pfeffer, Muskatnüssen, Sandelholz, Kardamom, Sesam und Ingwer. Jatiphaladi churna wird eingesetzt bei Appetitlosigkeit, Husten, Asthma, Impotenz, Krämpfen, Durchfall sowie zur Beruhigung.

Bekannte ayurvedische Aphrodisiaka, die Cannabis enthalten, sind bspw. Madana modaka und Kamesvara modaka. Bei tantrischen Ritualen wurde (und wird noch immer) Cannabis zur Förderung der erotischen Ekstase eingesetzt, im Yoga zur Unterstützung der Siddhis (Siddhis sind besondere übernatürliche Kräfte, die man z.B. durch spirituelle Praxis erwirbt). So schrieb bspw. Patanjali (indischer Gelehrter, Verfasser des „Yogasutra“, auch als Vater des Yoga bezeichnet), dass die Siddhis entweder angeboren seien oder durch Anwendung gewisser Kräuter oder durch Versenkung in das innerste Ich oder Askese erworben würden.

Generell unterscheidet man in Indien die verschiedenen Hanfzubereitungen Ganja (Marihuana), Charras (das reine durch Reiben erzeugte Harz) und Bhang. Bhang (Sanskrit: Bruch, Abfall) bezeichnet die traditionelle Hanfzubereitung, die unter anderem in hinduistischen Religionsritualen Verwendung findet. Zur Herstellung von Bhang werden die Blätter und Blüten der Hanfpflanze mit Tabak vermischt. Die Mischung wird entweder mit Tabak, Honig und Gewürzen zu Konfekt verarbeitet oder aber in Butter gelöst. Häufig werden auch Bhang-Joghurtgetränke, sogenannte Bhang Lassi, angeboten.

 

Quellenangaben:

Grotenhermen, Häusermann, Deutscher Apotheker Verlag. 2017. Cannabis – Verordnungshilfe für Ärzte. 1.1 Cannabis in der Medizin bis ins 20. Jahrhundert; S. 1-2/ 1.2 Die Wiederentdeckung einer Heilpflanze; S. 2-3

Häusermann, Grotenhermen, Milz, Deutscher Apotheker Verlag. 2017. Cannabis – Arbeitshilfe für die Apotheke. 1 Cannabis als Medizin. Klaus Häusermann. 1.1 Geschichte; S. 1-2. / 2 Heute; S. 2-4

https://www.arbeitsgemeinschaft-cannabis-medizin.de/2018/01/10/diegeschichte-der-medizinischen-verwendung-von-cannabisprodukten/ 

https://hanfseite.de/wissen/geschichte

https://www.ptaheute.de/news/artikel/cannabis-in-der-volksmedizin/ 

https://www.merckgroup.com/de/company/who-weare/history/milestones.html

https://www.hapa-pharm.de/medizinisches-cannabis/geschichte 

Bildquelle: © azazelok on pixabay

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